Itzel-Stiftung ehrt Prof. Andrea Riccardi, Gründer der Sant‘Egidio Gemeinde

Festakt im Alten Rathaus in München

Der mit 50.000 Euro dotierte Julius-Itzel-Preis wurde am 16. März, dem 50. Todestag des Stifters, an den italienischen Historiker Prof. Andrea Riccardi verliehen. Die Stiftung ehrt damit das Lebenswerk Professor Riccardis, den Gründer der katholischen Laienorganisation Sant‘Egidio. In seiner Laudatio lobte Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, den Preisträger als einen herausragenden Intellektuellen und Friedensaktivisten. 

 

Begrüßung durch Frank Oliver Schultz, Kuratoriumsvorsitzender der Itzel-Stiftung

Im Rahmen eines Festaktes im Alten Rathaus in München überreichten Frank Oliver Schultz, Vorsitzender des Kuratoriums der Itzel-Stiftung, und Bernhard Kösslinger, Vorstand der Itzel-Stiftung, den Preis in Form einer Urkunde an Prof. Riccardi. Frank Oliver Schultz skizzierte in seiner Eröffnungsansprache kurz das Leben Julius Itzels. Der Stifter sei ein Paradebeispiel eines ehrbaren Kaufmanns gewesen, der es durch geschickte Immobiliengeschäfte zu einem respektablen Vermögen gebracht habe. Seit 1974 unterstütze die Stiftung mit diesen Mitteln zahlreiche Projekte in Deutschland, aber auch im Ausland. Die Mittel der Stiftung flössen insbesondere in Projekte, die  alten Menschen sowie Kindern und Jugendlichen zugutekommen. Prof. Andrea Riccard sei, so Schultz, der 8. Preisträger. Vor ihm haben Dr. Gerd Müller, Bundesminister a.D., und Alois Glück, Bayerischer Landtagspräsident a.D., den Preis erhalten. Der Julius-Itzel-Preis zählt zu den am höchsten dotierten Preisen in Deutschland. 

Kardinal Reinhard Marx hielt die Laudatio

 

In seiner Laudatio würdigte Kardinal Reinhard Marx den italienischen Historiker Prof. Andrea Riccardi als einen herausragenden Intellektuellen und Friedensaktivisten. Die Botschaft Professor Riccardis sei heute wichtiger denn je. In einer Welt, die zunehmend durch Kriege und Auseinandersetzungen geprägt sei, müsse man auch  immer wieder in den Blick nehmen, was uns voneinander trennt“ sagte Marx. „Wenn wir das nicht ehrlich ansprechen, ehrlich miteinander ins Gespräch kommen, dann werden wir auch nicht im interreligiösen, auch nicht im politischen Diskurs weiterkommen.“ Am Ende schade es allen Religionen, wenn diejenigen, die Religion kritisch sähen, den Eindruck bekämen, dass Religionen Teil des Problems seien. 

 

Bei den aktuellen Krisen, Kriegen und Auseinandersetzungen gehe es auch um die Grundlagen des menschlichen Zusammenlebens. Marx würdigte die von Andrea Riccardi gegründete Gemeinschaft Sant’Egidio. Sie zeige eine Kirche der Menschlichkeit, die sich auch für den interreligiösen Dialog einsetze. Marx bat den Preisträger, nicht aufzugeben und den interreligiösen Dialog neu in den Blick zu nehmen.

Dankesrede des Preisträgers Prof. Andrea Riccardi

 

Man erlebe derzeit eine Wertekrise des Gemeinsamen, erklärte der italienische Historiker Prof. Andrea Riccardi in seiner Ansprache. „Das Ich hat das Wir abgelöst“; überall, in Familie, Politik und Gesellschaft. Auch in der Kirche fehle der Gemeinsinn.


Neben einer Verstetigung des Krieges in der Ukraine sei ein zweites Szenario die Gefahr eines Flächenbrandes. „Die Welt könnte schnell in Flammen stehen, so wie ein Haus kaum noch zu löschen ist, wenn erst das Sofa brennt.“ Dann gehe es Schritt für Schritt zum Dritten Weltkrieg. Mit Blick auf die Leiden der Ukrainer wolle der Papst Verhandungen, sagte Riccardi. „Wie sonst kann das grauenvolle Töten enden?“

Zahlreiche prominente Gäste nahmen am Festakt teil

 

An der Feierstunde nahmen zahlreiche Vertreter verschiedener Konfessionen teil. Neben Kardinal Marx waren u.a. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde für München und Oberbayern, Oberkirchenrat Michael Martin von der evang.-luth. Landeskirche, Erzpriester Apostolos Malamoussis von der griechisch-orthodoxen Metropolie und Monsignore Wolfgang Huber, Präsident des katholischen Missionswerkes, Rabbi Gady Gronich von der Conference of European Rabbis Foundation anwesend. 

 

Weitere prominente Gäste waren Annette Schavan, Bundesministerin a.D. und ehemalige Botschafterin Deutschlands am Heiligen Stuhl, und Prof. Dr. Dr. Werner Weidenfeld, Ludwigs-Maximilian Universität München. Musikalisch umrahmt wurde der Festakt vom einem Bläserquartett der Musikhochschule München.